Evangelisation & Evangelium
Zehn Spielarten von Werkgerechtigkeit
Jeder Mensch sucht nach einer Lösung für sein Sündenproblem. Das ist in uns angelegt und so haben wir es gelernt. Fast alle Ansätze sagen uns aber mehr oder weniger, dass wir etwas leisten müssen, um es Gott recht zu machen, der uns eines Tages richten wird (Gesetze halten, gute Werke tun usw.). Wir versuchen, Gott durch unser Handeln zu besänftigen oder zufrieden zu stellen. Die Vorstellung, dass wir etwas zu unserer Rettung beitragen müssten, ist sehr weit verbreitet. Sie ist die Triebkraft fast aller Religionen.
Vielleicht sagst du: „So religiös bin ich nicht.“ Aber selbst Leute, die sich nicht als „religiös“ bezeichnen, empfinden doch häufig ein ähnliches Bedürfnis, durch irgendeine Art von Gutsein etwas im Leben zu leisten.
Es gibt viele verschiedene Spielarten, wie man sich Rettung durch Werke erkaufen oder verdienen möchte. Auf zehn davon möchte ich hier kurz eingehen.
1. Philanthropie
Unter Philanthropie versteht man menschenfreundliches Denken und Handeln, das häufig in Großzügigkeit ihren Ausdruck findet. „Ich spende. Ich leiste meinen Teil. Ich gebe etwas für die Armen. Wenn jemand in Not ist, dann kümmere ich mich darum. Ich unterstütze diverse Wohltätigkeits-Organisationen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass der Allmächtige mich verdammen wird, so wie ich handele. Schau dir nur an, wie viel Gutes ich mit meinem Geld getan habe!“
2. Einsatz für andere
„Ich melde mich als Freiwilliger. Ich packe mit an. Ich stelle meine Zeit zur Verfügung. Ich setze meine Begabungen und Kenntnisse ein. Ich mache mir die Hände für Jesus schmutzig (oder für welche Gottheit auch immer). Ich schufte und tue Gutes und diene, ob ich nun den Schnee auf dem Gehweg des Nachbarn schippe oder bei der Tafel helfe. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Gott sich am Tag des Gerichts den Film meines Lebens anschaut, der zeigt, wie ich mich an Weihnachten für die Obdachlosen engagiere, und mich dann in die Hölle schickt.“
3. Religiöse Rituale
Häufig trifft man den Versuch, sich durch strenges Einhalten religiöser Rituale Gottes Wohlwollen zu verdienen. Beispiele für solche Rituale können sein: Beichte, Konfirmation, Kommunion, Taufe, Gebetsformeln, -haltungen oder -zeiten, Gebetsketten, Kerzen anzünden, Gottesdienstbesuche, was auch immer. Irgendeine Zeremonie wird mich mit Gott versöhnen.
Wir waren alle schon auf Beerdigungen, wo der Geistliche sagte: „Wir wissen, dass der liebe Verstorbene eines Tages in die Gegenwart Gottes eingehen wird, denn er war getauft, er war Mitglied dieser Kirche, er war ein guter Mensch oder ähnliches.“
4. Sich mit anderen vergleichen
„Okay, ich bin nicht ohne Fehler, aber ich kann dir tausend Leute zeigen, die schlechter sind als ich. Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung stehe ich eindeutig auf der guten Seite. Verglichen mit anderen bin ich ein guter Mensch!“
5. Intellektuelles Verstehen
„Leben und Glauben sind ein Rätsel – und ich werde es lösen. Und wenn ich es gelöst habe, dann wird mir das eine gute Stellung vor Gott verschaffen. Wenn ich nur genug Wissen über Gott gesammelt habe, dann wird er mich schon annehmen. Ich habe die entscheidenden Punkte des Evangeliums verstanden und kann sie erklären; das zeigt, dass ich das Heil empfangen habe.“
Dazu eine Bemerkung: Hier kann man sich sehr leicht täuschen lassen. Das ist ein Punkt, wo Gemeindeältesten leicht Fehler passieren können. Nehmen wir mal an, jemand möchte in deine Gemeinde aufgenommen werden und eure Ältesten bitten ihn, Zeugnis zu geben, wie er zum Glauben gekommen ist. Die Person berichtet detailliert und emotional. Die Ältesten sitzen da und hören, dass Jesus ein vollkommenes Leben lebte, für Sünder starb und von den Toten auferstand. Sie hören den Menschen sagen, dass er auf Christus allein vertraut. Alle Punkte sind richtig, und so werden wir ihn – zumindest in meiner Gemeinde – einige Wochen später in die Gemeinde aufnehmen. Aber dann vergeht einige Zeit. Im Alltagsleben wird deutlich, dass er lediglich die Fakten aufsagen konnte. Aber das könnten wir, ehrlich gesagt, jedem Papagei beibringen. Jesus hat uns gewarnt, dass nicht jeder, der „Herr, Herr“ sagt, ins Himmelreich eingehen wird. Daran sollten wir uns erinnern. Es gibt heute einige, die nicht gerettet sind, obwohl sie ein korrektes Verständnis des Evangeliums haben. Aber sie sind trotzdem auf dem Weg in die Hölle.
6. Persönliche Lebensentscheidung
Manche legen übergroßen Wert darauf, eine „Entscheidung“ für Jesus getroffen zu haben. Geh nach vorne, unterschreibe diese Karte, sprich dieses Gebet. Wohlmeinende christliche Pastoren sagen dir: Triff einfach nur die Entscheidung und bitte Jesus, in dein Herz zu kommen und dein persönlicher Heiland zu sein. Dann bist du gerettet und musst nie mehr daran zweifeln.
Es gibt eine verrückte Geschichte von einem Bauern, der auf dem Feld stand und an seiner Errettung zweifelte. Da sagte er zu sich selbst und zum Teufel: „Ich werde es jetzt festmachen!“, nahm einen Holzpflock und rammte ihn in die Erde. Nun betrachtete er den Pflock und sagte: „Genau hier und jetzt habe ich es festgemacht, dass Jesus mein Herr und Retter ist.“ Immer, wenn er wieder auf diesem Feld arbeitet und ihm Zweifel bezüglich seiner Errettung kommen, sagte er dem Teufel einfach, er soll diesen Holzpflock anschauen, der den Tag markiert, als Jesus sein Herr und Retter wurde. Dieser Mann vertraut auf einen Holzpflock im Boden! Es ist nicht ratsam, eine vor einigen Jahren getroffene emotionale Entscheidung zur Grundlage deiner Heilsgewissheit zu machen.
7. Wiedergutmachung
„Ich habe in meinem Leben viele schlechte Dinge getan – also muss ich nun Wiedergutmachung leisten, um es wieder in Ordnung zu bringen.“
Ein Mann erzählte, dass er über viele Jahre nicht den Zehnten gegeben hatte; und nun bezahlte er mehr, um seine Schulden bei Gott abzubezahlen. Ein anderer sagte: „Ich habe einige Leute verletzt und muss sie jetzt um Vergebung bitten. Ich habe Menschen bestohlen, also muss ich zu ihnen gehen und das in Ordnung bringen. Ich muss hingehen und meine Fehler wieder gut machen. Wenn ich das getan habe, wird Gott mir vergeben.“
8. Leiden, Selbstbestrafung
Dieser Ansatz, sich Gottes Wohlwollen zu verdienen, setzt auf Selbstbestrafung zur Buße. „Ich bereite mir selbst Qualen im Hier und Jetzt, dann wird Gott mich später nicht in die Hölle werfen.“ Martin Luther versuchte, gerettet zu werden, indem er sich selbst oft und hart geißelte; er bestrafte sich selbst aufs Härteste, bevor er erkannte, dass der Gerechte allein durch Glauben leben wird.
9. Meditation
Viele Meditationsformen, Schweigeexerzitien und ähnliches sollen Wege zur Gottesbegegnung freimachen. „Ich kann auf eine Rüstzeit fahren und schweigen und vor Gott still werden. Wenn ich meinen Verstand leere, wird Gott mir begegnen. Wenn ich mich zur Ruhe bringe und still bin, kommt Gott mir entgegen.“
10. Bestätigung durch andere
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich gerettet bin oder nicht. Aber wenn die Ältesten oder sonst jemand, der gerettet ist, es mir bestätigen, dass ich es bin, dann werde ich vor Gott Ruhe finden.“
Es gibt unzählige andere Errungenschaften, die Menschen vorzuweisen suchen, um sich mit Gott gut zu stellen. Von Natur aus haben wir alle das Gefühl, dass wir Gott etwas beweisen müssen. Unser sündhafter Stolz redet uns ein, dass wir das mit Gottes Hilfe auch schaffen können. Wir müssen uns nur genug anstrengen, denn schließlich haben wir das Zeug dazu.
Das mag ganz vernünftig erscheinen, aber es ist doch völlig falsch! Tatsächlich ist es das genaue Gegenteil der Wahrheit. Jedes noch so kleine Werk, mit dem du zu deiner Rettung und Rechtfertigung vor Gott beitragen willst, macht die Gnade Gottes zunichte und beleidigt den Gott der Gnade. Du kannst Gott absolut nichts von dem anbieten, was er fordert.
Komm zu Christus, aber komm mit leeren Händen! Er hat bereits alles vollbracht.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Evangelium21 übersetzt. Mehr evangeliumszentrierte Ressourcen gibt es auf evangelium21.net.