Predigen & Theologie

Sechs Wege, wie man eine falsche Sicherheit fördert

Von Mike McKinley

Mike McKinley ist Autor und Pastor der Sterling Park Baptist Church in Sterling, Virginia. Der Artikel erschien zuerst bei 9Marks. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
Artikel
03.02.2021

Als Pastor habe ich viel mit Menschen zu tun, die an der Echtheit ihrer Bekehrung zweifeln. Sie haben ihre Sünde und ihr Versagen ständig vor Augen. Oft brauchen diese treuen Brüder und Schwestern Trost und Zuspruch. 

Doch es gibt auch eine Gruppe von Personen in vielen unserer Gemeinden, die uns viel mehr beunruhigen sollte: solche mit einem festen, aber unbegründeten Glauben, dass sie wirklich errettet sind. Vielleicht kennst du solche Personen. Sie benutzen die richtigen Worte. Sie halten sich fern von skandalöser, öffentlicher Sünde. Außerdem sind sie sittlich. Doch sie haben keine echte Frucht, keinen Hinweis darauf, dass Gottes verändernder Geist in ihnen wirkt. Häufig gibt es einen unangetasteten Bereich heimlicher Sünde.

Sechs Wege, wie Pastoren eine falsche Sicherheit fördern

Diese Leute sind nur schwer zu erreichen – es ist, als ob sie gegen das Evangelium geimpft sind. Sie denken, dass sie bereits das haben, was sie am meisten brauchen, und so schauen sie sich nicht nach irgendetwas anderem um! Wenn es einen Bereich von heimlicher Sünde gibt, haben sie schon Frieden darüber.

Traurigerweise sind unsere Gemeinden, zumindestens teilweise, Schuld daran, dass sie in unserer Mitte sind. Erlaubt mir, sechs Wege anzusprechen, wie wir als Pastoren aus Versehen eine falsche Sicherheit in diesen Leuten fördern.

1. Setze das Evangelium voraus.

Zu schnell setzen wir voraus, dass Leute in unseren Gemeinden das Evangelium verstehen und glauben. Schließlich kommen sie am Sonntagmorgen in den Gottesdienst. Doch Tatsache ist, dass viele unserer Gemeinden die Botschaft und das Verständnis der Gemeinde davon für selbstverständlich halten. Das Ergebnis davon ist, dass unsere Gemeinden voller Leute sind, die einiges von den Implikationen des Evangeliums verstanden haben (z.B. wie man ein besserer Ehemann ist; wie man seinen Zorn in den Griff bekommt) und ein moralisches Leben führen, ohne das Evangelium auf sich selbst anzuwenden. Das ist geistlich tödlich, da ein moralisches Leben ein Hinweis auf Glauben an das Evangelium sein kann, aber auch ein Hinweis auf Selbstgerechtigkeit und Pharisäertum. Es ist sicherlich richtig zu betonen, dass der rechtfertigende Glaube nie ohne Werke bleibt. Doch zunächst müssen wir betonen, dass wir allein durch den Glauben gerechtfertigt werden und das sollten wir immer wieder betonen, ansonsten werden Werke nicht Werke sein, die aus einer rettenden Rechtfertigung kommen. Wenn man das Evangelium nicht klarmacht und wenn ein Prediger den Weg zum Himmel und den zur Hölle nicht klar aufzeigt, werden Leute annehmen, dass ihre Moral oder ihre Kirchenbesuche ihnen Gründe für Heilssicherheit gäben. 

Kurz gesagt: Predige keinen Moralismus. Niemals. Predige jede Woche das Evangelium. Und dann, wenn die Indikative des Evangeliums klar sind, predige auch die Imperative, die notwendigerweise darauf folgen. 

2. Vermittle ein oberflächliches Verständnis von Sünde.

Die Bibel lehrt, dass Sünde nicht etwas ist, was wir tun, sondern etwas, das wir durch unseren gefallenen Zustand sind. Die Schrift lehrt, dass alle geistlich tot sind (Eph 2,1-2), Sklaven der Sünde (Joh 8,34), schuldig der Übertretung des gesamten Gesetzes Gottes (Jak 2,10) und unter Gottes gerechtem Zorn stehen (Röm 1,18). Wir sind durch und durch Sünder.

Leute mit unbegründeter Sicherheit missverstehen Sünde häufig. Wenn Sünde nur ein Problem von äußerlichem, sichtbarem Verhalten wäre, ließe es sich mit ein bisschen Anstrengung und Disziplin lösen. Doch wenn wir sie dazu bringen, regelmäßig mit der biblischen Lehre über ihre Sünde zu ringen, bringen wir sie dazu zu sehen, dass sie eine neue Geburt brauchen und eine Rettung, die von außerhalb ihrer selbst kommt. 

3. Behandle Gemeindemitgliedschaft und –zurechtweisung lässig.

Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde soll Gläubigen Zusicherung ihrer Rettung geben. Es ist ein gemeinsames Gütesiegel von jemandes Bekenntnis Christ zu sein. Wenn eine Gemeinde jemandes Glaubensbekenntnis und Lebensstil prüft und die Person dann tauft und zum Abendmahl zulässt, drückt die Gemeinde Folgendes aus: „Soweit wir sagen können und in der Autorität und der Weisheit, die Christus uns gegeben hat, bezeugen wir, dass du einer von uns bist.“ Die Kehrseite davon ist: Wenn eine Gemeinde jemanden ausschließt, nimmt sie dieses Gütesiegel weg. Die Gemeinde vermittelt der Person, dass ihr Handeln die Glaubwürdigkeit ihres Glaubensbekenntnisses und die Grundlage ihrer Sicherheit untergräbt. 

Doch wenn eine Gemeinde sehr locker mit ihrer Mitgliedschaft verfährt, z.B. Leuten, die nicht die Gottesdienste besuchen die Mitgliedschaft nicht entzieht, fördert sie falsche Sicherheit. 

Wie viele Menschen werden in die Hölle gehen, weil ihre träge beaufsichtigte Gemeindemitgliedschaft ihnen eine falsche Sicherheit gab? 

4. Lehre sie, ihre Sicherheit auf eine äußerliche Handlung in der Vergangenheit zu setzen.

Wie wir bereits festgestellt haben, fordert das Evangelium von uns eine Reaktion. Einige Gemeinden und evangelistische Programme haben es für hilfreich gehalten, Menschen eine Möglichkeit zu geben, ihre neu gefundene Hingabe an Jesus auszudrücken. Einige bekommen die Möglichkeit, ein „Sündengebet“ zu sprechen. Andere werden eingeladen, den Gang zwischen den Bänken nach vorne zu kommen oder eine Antwortkarte auszufüllen. Diese äußerlichen Handlungen mögen tatsächlich ein echte Antwort auf das verändernde Wirken des Geistes sein. 

Doch es kann auch irreführend sein. Es ist möglich ein Gebet zu sprechen, nach vorne zu kommen oder eine Karte auszufüllen, aber völlig verloren in Sünden zu sein. Wenn wir also Leute ermutigen, ihre Sicherheit auf eine Art von äußerlicher Handlung zu setzen, die ohne eine neue Geburt umgesetzt werden kann, bringen wir diese Leute in große geistliche Gefahr. Wie viele Leute sind völlig verloren, doch glauben, in den Himmel zu kommen, da sie einmal als Kind ein Gebet gesprochen haben? 

5. Ziehe keine Verbindung zwischen Rechtfertigung und Heiligung. 

In einer gut meinenden Absicht, die freie Gnade Gottes zu vergrößern, ist es möglich, die Wahrheit der Rechtfertigung durch Glauben an Christus allein zu lehren, ohne alle Punkte für die Hörer zu verbinden. 

Doch die Lehre der Schrift ist, dass das rechtfertigende Werk Christi immer die Frucht der Gerechtigkeit im Leben von Gläubigen hervorbringen wird, wie ich vorher schon erklärt habe (um nur ein Beispiel zu nennen, lässt sich diese Logik in Röm 6,1-14 sehen). 

Eine Abkopplung der Rechtfertigung von der Heiligung ist sehr gefährlich für Gläubige. Es untergräbt das Verständnis von unserer Notwendigkeit für persönliche Heiligkeit und die Motivation, unsere Liebe zu Gott im Gehorsam zu zeigen. Es ist doppelt so gefährlich für solche, die eine falsche Sicherheit haben, da sie denken, es sei möglich, in offener Rebellion gegen Gott und noch immer gerecht in seinen Augen zu sein. 

6. Lehre sie biblische Warnungen zu ignorieren.

Die Schrift ist voller dringender Warnungen an diejenigen, die Sünde umklammern und/oder dem Glauben den Rücken kehren (z.B. Mt 5,27-30; Heb 6,1-6). In unserem Bemühen, Gottes souveräne Fürsorge für sein Volk zu lehren, ist es möglich, die Wirkung der Warnungen abzuschwächen, indem man den Eindruck gibt, als seien sie nicht relevant für Gläubige. 

Doch diese Warnungen sind nicht ohne Grund in der Bibel. Sie sind wahr und sie sind eine Art und Weise, wie Gott sein Volk davor bewahrt abzuirren. Ein weiser Pastor wird die Schwere von Sünde und Glaubensabfall deutlich machen und seine Hörer aufrufen, im Glauben auszuharren.


Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Evangelium21 übersetzt. Mehr evangeliumszentrierte Ressourcen gibt es auf evangelium21.net.

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