Predigen & Theologie

Drei Gründe durch das Buch Micha zu predigen

Von Mark Livingston

Mark Livingston ist Hauptpastor der Keltys First Baptist Church. Außerdem ist er Professor für Gemeindearbeit am Baptist Missionary Associational Theological Seminary in Jacksonville, Texas (USA).
Artikel
01.05.2022

Politische Skandale sind an der Tagesordnung. Während sich der Wohlstand einiger von Tag zu Tag vermehrt, scheint die Ungleichheit und die Not unter den Armen und Entrechteten immer größer zu werden. Immer mehr breitet sich in unserer Gesellschaft die Dunkelheit der Sünde aus, und für manche scheint Hoffnung nur ein Relikt alter Tage zu sein. Klingt das nach dem, was Du vielleicht gelesen, selber erlebt oder gesehen hast? Im Grunde genommen bildet das Beschriebene den Hintergrund des Buches Micha. Vor einigen Jahren hatte ich das Vorrecht, meiner Gemeinde dieses Buch predigen zu dürfen. Während meines Studiums des Buches machte ich die Entdeckung, dass die Welt, in der der ferne Prophet Micha lebte, meiner persönlichen Lebenswelt doch so nahe ist.

Vor allem ist Micha ein Buch der Hoffnung. Gott zeigt sich uns als ein Gott der freundlich genug ist, uns zu warnen, geduldig genug ist, mit uns zu bitten, und gnädig genug ist, uns zu erlösen. Es gibt so viele herausragende Gründe dieses Buch seiner eigenen Gemeinde zu predigen, aber ich will mich hier auf drei beschränken.

1. Micha ermutigt den gewöhnlichen und unbekannten Pastor.

Micha beginnt mit den Worten: „Das Wort des HERRN, das zu Micha aus Moreschet geschah“ (Mi 1,1). Zwei Fragen stellen sich mir augenblicklich: „Wer ist Micha?“ und „Wo ist Moreschet?“ Während Micha ein weitverbreiteter Name war (in der Bibel gibt es vierzehn Michas), ist dieser Mann und sein Herkunftsort nahezu unbekannt. Der Prophet Micha wird in der Bibel nur zweimal erwähnt und sogar dann nur dem Namen nach. Später in Jeremia erfahren wir von dem Ergebnis seines Dienstes (Jer 26,18–19). Im Grunde bedeutet das: Wir lesen die Predigten von einem Niemand, der aus Nirgendwo stammte. Inwiefern ist das ermutigend? Es hilft uns zu sehen, dass Gott die unterschiedlichsten Menschen zu seiner Ehre benutzen kann.

Wenn wir uns die Zeit ansehen, in der Micha gepredigt hat, dann finden wir einen weitaus bekannteren Propheten, nämlich Jesaja. Dessen Buch ist voll von kraftvollen Zitaten (Jes 53) und bekannten Geschichten (Jes 6). Bei allem was wir über ihn wissen, war Jesaja ein wohlhabender Mann. Er war ein Prophet am königlichen Gericht. An einem bestimmten Punkt in Jesajas Geschichte taucht ein Landjunge namens Micha auf. Obwohl Micha in jeglicher Hinsicht kleiner als sein Zeitgenosse Jesaja war, erfahren wir, dass Gott diesen Mann gebrauchte, um Erweckung zu wirken.

Das enthält eine Lektion für uns Pastoren: Seien wir wir selbst. Unabhängig davon, wo wir herkommen, wer wir sind, oder welche Rolle wir in Gottes Reich spielen, wenn wir Gottes Wahrheit verkünden, dann haben wir alle Zeugnisse, die wir brauchen. Michas Stärke kommt aus der Ankündigung „Das Wort des HERRN, das zu Micha geschah“ (Mi 1,1) – und von da sollte auch unsere Stärke immer kommen.

Wenn du Ältester bist und dies liest: Bist du dir jemals wie ein Niemand aus Nirgendwo vorgekommen? Siehst du die sogenannten „berühmten“ oder „bekannten“ Pastoren und wünscht dir in ihren Schuhen zu stecken – oder einfach der größeren Kirche an der nächsten Straße anzugehören? Gott sei Dank, dass uns der Prophet Micha hier eine Ermutigung ist.

Gott benutzt nicht immer die weithin bekannten Diener. Es ist gut möglich, dass ein „Niemand“ genau derjenige ist, der zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten gebraucht wird. Einige Kommentatoren argumentieren, dass Micha genau deshalb so kraftvoll war, weil er ein Niemand war. Micha wurde nicht vom Reichtum und Glanz, die in seiner Zeit so vorherrschend waren, gefangengenommen. Stattdessen hat ihm sein niedriger Status wahrscheinlich im Dienst geholfen. Sei derjenige, zu welchem Gott dich berufen hat und diene dort, wo Gott dich in seiner Souveränität hingestellt hat.

2. Micha spricht über das relevante Thema der sozialen Gerechtigkeit.

Als ich mit dem Predigen anfing, ging ich Büchern des Alten Testamentes, wie dem Buch Micha, aus dem Weg. In meinem sündigen Denken hatte ich heimlich Angst davor, dass die kleineren Propheten meiner Gemeinde nicht viel zu sagen hätten. Aber in den letzten zwanzig Jahren habe ich gelernt, dass die gesamte Schrift sehr relevant ist und der Gemeinde viel zu sagen hat (2Tim 3,16–17).

Einige aus den Themen des Buches Micha scheinen direkt aus den heutigen Nachrichten entnommen zu sein. Während deine Gemeinde mit diesen Themen kämpft, wird sie Ermutigung und Führung finden.

Zum Beispiel ist Gerechtigkeit ein großes Thema für Micha. Er stellt jene an den Pranger, die die Armen unterdrücken (Mi 2,1–2), ihre Positionen missbrauchen (Mi 3,1–3), und von den Bedürftigen rauben (Mi 6,9–11). Frauen und Kinder werden wertgeschätzt, und die Ausbeutung der Unschuldigen wird gebrandmarkt (Mi 1,8–9).

Die Umkehr bzw. Buße ist ebenso ein Hauptthema für Micha (Mi 3,8). Er spricht mehrere „Wehe“ über die Zuhörer aus, und gibt ihnen so die Möglichkeit, sich von ihren Sünden abzuwenden und zu Gott umzukehren. In diesem ermahnenden und warnenden Ton stellen wir fest, dass es Gott kümmert, wie wir leben und dass es ihn kümmert, welche schädigenden Auswirkungen Sünde auf die Menschen hat. Uns wird mitgeteilt, was Gott von uns verlangt: „Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott“ (Mi 6,8). Aber eine solche Umkehr beinhaltet immer auch die Verheißung der Vergebung. Micha verheißt, dass Gott unsere Ungerechtigkeit vergibt, unsere Übertretung (in Gnade) übersieht und Mitleid mit uns hat (Mi 7,18–19). Das Buch endet mit der Hoffnung, dass wir einem Gott dienen, der einzigartig ist (Mi 7,18).

Während das Leben hier auf Erden immer von Ungerechtigkeit und Sünde gekennzeichnet sein wird, gibt uns Micha die Hoffnung, dass einmal der Tag kommt an dem „der Berg des Hauses des HERRN fest stehen [wird] als Haupt der Berge, und erhaben [sein wird] über die Hügel. Und Völker werden zu ihm strömen, und viele Nationen werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehrt! Und wir wollen auf seinen Pfaden gehen“ (Mi 4,1–2). Dieser große Tag wird nicht politisch oder militärisch verwirklicht, sondern durch Christus: „Und Er wird auftreten und sie weiden in der Kraft des HERRN und in der Hoheit des Namens des HERRN, seines Gottes; und sie werden sicher wohnen. […] Und dieser wird der Friede sein“ (Mi 5,3–4).

Unsere Gemeinden werden Hoffnung für ihr ganzes Leben finden, wenn wir sie als Hirten durch das Buch Micha leiten.

3. Michas Fruchtbarkeit stärkt unser Vertrauen in die Kraft des Wortes Gottes.

Anders als im Buch Jona finden wir im Buch Micha keine Menschenmaßen die Buße tun. Leicht kann man dazu verleitet werden zu denken, dass dieser Niemand keine Wirkung erzielte. Das ist aber nicht der Fall. Von einem anderen Propheten, einhundert Jahre nach Micha, erfahren wir, dass seine Predigten von Gott mächtig gebraucht wurden.

Der Prophet Jeremia erwähnt den Predigtdienst des Micha und zwar in Jeremia 26, als die Leute den weinenden Propheten töten wollen. Aber Jeremia bleibt am Leben, weil ein Ältester sich daran erinnert, von dem Predigtdienst des Micha gehört zu haben (Jer 26,18). Nicht nur wird Jeremia gerettet, wir erfahren auch, dass der König Hiskia durch die Predigt des Micha erweckt wird. So lesen wir: „Hat er [König Hiskia] nicht den HERRN gefürchtet und den HERRN angefleht, sodass der HERR sich des Unheils gereuen ließ, das er über sie geredet hatte“ (Jer 26,19)? In zwei Versen erfahren wir, dass Michas Predigt von Gott dazu benutzt wurde, sowohl Erweckung zu Michas Zeit zu wirken als auch Vergebung während der Tage Jeremias. Sind wir jemals versucht, die Kraft Gottes anzuzweifeln, dann sollten wir uns an diesen Moment biblischer Geschichte erinnern.

Wir gehen wahrscheinlich nicht davon aus, dass unsere Predigten von Gott dazu benutzt werden, eine nationale Erweckung zu bewirken – oder das Leben eines Mannes zu retten, lange nachdem wir verstorben sind. Vielleicht werden unsere Predigten niemals eine solche Wirkung erzielen, aber eines ist sicher: Gottes Wort wird es! Genauso sicher, wie Gott Michas Worte vor Jahrhunderten gebrauchte, verspricht er sie auch heute zu gebrauchen. Du machst also sicherlich keinen Fehler, wenn du dieses Buch predigst.


Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Evangelium21 übersetzt. Mehr evangeliumszentrierte Ressourcen gibt es auf evangelium21.net.

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