Evangelisation & Evangelium

Die „Bekehrten“ erreichen

Von Bob Johnson

Bob Johnson ist leitender Pastor der Cornerstone Baptist Church in Roseville, Michigan.
Artikel
01.05.2022

Manche deiner offensichtlichsten evangelistischen Gelegenheiten ergeben sich bei den Menschen, die Mitglieder in deiner Gemeinde sind. Du hast bereits eine Beziehung zu ihnen. Du hast den Vorteil, dass ihnen regelmäßig das Evangelium verkündigt wird. Und du hast auch einige von Gott gegebene Gelegenheiten, sie persönlich auf Christus hinzuweisen.

Paulus warnte die Ältesten der Gemeinde von Ephesus, dass nach seinem Abschied räuberische Wölfe in die Gemeinde hineinkommen würden mit der Absicht, der Herde großen Schaden zuzufügen (Apg 20,29). In Offenbarung 2–3 wies Christus mehrere Gemeinden darauf hin, dass auch Ungläubige in ihren Reihen seien. Wenn nun Ungläubige selbst in diese Gemeinden Eingang gefunden haben, so müssen wir davon ausgehen, dass auch in unserer eigenen Gemeinde Menschen sind, die nicht glauben. Aber wie erreichen wir sie?

Wie unbekehrte Mitglieder erreicht werden können

Ich gehe davon aus, dass du das Evangelium treu predigst und deine Leute auf Christus hinweist. Die Wirkung einer treuen Evangeliumsverkündigung ist vergleichbar mit der von Napalm: Sie vernichtet alles andere. Doch um das Gebiet endgültig zu erobern, solltest du auch Bodentruppen einsetzen. Halte dich also an die nächstgenannten Ratschläge, während du weiterhin freudig Christus verkündigst.

1. Bete für die Bekehrungen deiner Gemeindemitglieder

Zuallererst, bete für die Bekehrung deiner Gemeindemitglieder! Bete, dass Gott einen Unterschied macht zwischen den Heuchlern und den wahren Erben. Ich nehme an, dass die meisten von euch zu Beginn und am Ende einer Predigt öffentlich beten. Dies sind wunderbare Gelegenheiten, um für diese kritische Angelegenheit zu beten – dass Menschen sich nicht weiter darauf verlassen, allein durch ihre Gemeindemitgliedschaft in einen richtigen Stand vor Gott versetzt zu sein, sondern dass alle zur Buße und zum Vertrauen in Christus gelangen.

2. Predige über die Bekehrung deiner Gemeindeglieder

Zweitens, predige über die Bekehrung deiner Gemeindemitglieder. Die Methode der Auslegungspredigt bringt es mit sich, dass du relativ rasch auf das Problem falscher Bekehrungen stoßen wirst. Verdeutliche diesen Punkt in deiner Predigt mit Geschichten aus deiner eigenen Gemeindefamilie.

Wenn sich jemand taufen lässt, geben wir ihm die Gelegenheit, das Evangelium zu erklären und lassen ihn bezeugen, wie er zum Glauben an Christus gekommen ist. Letzten Monat erzählte David unserer Gemeinde, wie er jahrelang vorgab, ein Gläubiger zu sein. Seine Geschichte ist ein großartiges Beispiel, das ich oft in meinen Erzählungen erwähne.

3. Sei dir dessen in der Seelsorge bewusst

Drittens solltest du dir dessen in der Seelsorge bewusst sein. Devin (Name wurde geändert) und seine Frau trafen sich zwecks einer Eheberatung mit mir. Devin war nicht allzu interessiert, da er, wie sich schließlich herausstellte, glaubte, jemand anderen gefunden zu haben. Eines Sonntags hielt ich ihn nach dem Gottesdienst an und sagte ihm, dass er, sollte er diesen Weg weiter beschreiten, wissen müsse, dass er nicht länger fest behaupten könne, ein Nachfolger Christi zu sein. Tatsächlich könne seine Entschlossenheit, diese ehebrecherische Beziehung fortzuführen, ein Hinweis darauf sein, dass er nie ein echter Nachfolger Christi geworden war.

Devin kehrte letztlich nicht von seinem Weg um; Greg (Name wurde geändert) hingegen schon. Greg lernte auf einer Geschäftsreise eine Frau kennen und war bereit, seine Ehefrau und seine Kinder für sie zu verlassen. Eines Abends saß ich an seinem Küchentisch und fragte ihn, was er wolle: Christus oder die Frau? Denn er konnte nicht beides haben. Obwohl Greg sich schon viele Jahre zuvor zum Glauben bekannt hatte und ein Mitglied der Gemeinde geworden war, zeigte sein Leben nur sehr wenige Früchte des Evangeliums. Doch Greg beugte die Knie seines Herzens vor Christus; und so wurde nicht nur er durch die Gnade Gottes gerettet, sondern auch seine Ehe.

4. Sei dir dessen bei Krankenhausbesuchen und anderen Situationen, die Leben und Tod betreffen, bewusst

Viertens solltest du dir dessen bei Krankenhausbesuchen und anderen Situationen, wo es um Leben und Tod geht, bewusst sein. Chuck (sein richtiger Name) war im Krankenhaus. Der Arzt hatte ihm gerade erklärt, dass er nichts mehr für sein Herz tun könne. Chuck hatte schon länger gelebt als erwartet, aber nun nahte sich das Ende. Früher war er ein erfolgreicher Geschäftsmann und hatte in vielen christlichen Organisationen mitgewirkt. Er hatte in Gemeinde-Ausschüssen gedient und Kurse abgehalten. Jetzt lag er im Sterben und hatte Angst.

Chuck trug ein Geheimnis mit sich herum, das nur sehr wenige Leute kannten. Während des Zweiten Weltkriegs flog er Bombenangriffe über Japan und beschoss dieses Land unzählige Male. Er wusste, dass er hunderte, wenn nicht gar tausende von Menschen getötet hatte. Bei seiner 24. Mission wurde sein Flugzeug schwer getroffen, doch er konnte sich gerade noch zurück zur Basis retten. Sein Co-Pilot starb jedoch. Chuck stand es zu, nach seiner 25. Mission nach Hause zurückzukehren, aber er war so wütend über den Tod seines Co-Piloten, dass er sich für weitere 25 Missionen und danach noch einmal für 25 Missionen anmeldete, um noch mehr Japaner töten zu können. Und das tat er auch. Nach 76 Einsätzen kehrte er schließlich nach Hause zurück.

Die Heimreise nach Michigan führte ihn zunächst nach Kalifornien, wo er auf einem Stützpunkt auf japanische Kriegsgefangene traf. Einige von ihnen waren sehr freundlich und beteuerten, dass sie den Krieg niemals wollten. Sie wollten auch nur zurück in ihre Heimat. Sie zeigten ihm Bilder von ihren Frauen und Kindern. Da begann sich Chucks Wut in Angst zu verwandeln. Er vermutete, dass er einige ihrer Frauen und Kinder getötet hatte. Und ihm wurde klar, dass er nicht nur Zivilisten getötet, sondern sich sogar bewusst dazu verpflichtet hatte.

Jetzt, sechzig Jahre später, offenbarte die Realität, Gott zu begegnen, seine tiefste Angst. Er würde sterben und zur Hölle verurteilt werden. Chuck beendete seine Geschichte, klemmte seine Knie unter die Arme, wandte sich von mir ab und starrte die Wand an. Sein gealterter Körper schien so zerbrechlich, dass sogar das Krankenhausbett daneben groß aussah. Chuck hatte mir jahrelang zugehört, als ich das Evangelium gepredigt hatte. An diesem Tag zeigte sich, dass er es zwar für objektiv wahr hielt, ihn diese Wahrheit jedoch nie persönlich erfasst hatte. Sein Fall war anders als alles Bisherige.

Ich saß nur schweigend da, versuchte mir das Gewicht seiner Schuld vorzustellen und sagte dann: „Chuck, du bist ein großer Sünder! Aber Jesus ist ein größerer Retter als du ein Sünder bist.“ Chuck reagierte wie vom Blitz getroffen. Er sah mich an, als hätte er das zum ersten Mal gehört. Seine Augen wurden groß, sein Gesicht lebhaft und er sagte: „So ist es, nicht wahr?! Jesus ist ein größerer Retter als ich ein Sünder bin.“

Chuck starb zwei Wochen später. Die Freude seines Lebens in den letzten zwei Wochen machte jedem, der ihn besuchte, deutlich, dass seine Ketten zerbrochen waren. Sein Herz war frei.

Deine Gemeindemitglieder werden dich in einige ihrer intimsten Gedanken einweihen. Und das ein oder andere Mal wirst du feststellen, dass sie noch lernen müssen, Jesus zu vertrauen – vielleicht zum allerersten Mal.


Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Evangelium21 übersetzt. Mehr evangeliumszentrierte Ressourcen gibt es auf evangelium21.net.

weitere verlinkt als articles