Predigen & Theologie

Drei Gründe, warum du durch den 2. Korintherbrief predigen solltest

Von Travis Cardwell

Travis Cardwell ist Hauptpastor der Baptist Church of the Redeemer in Houston, Texas.
Artikel
12.15.2021

Die uns umgebende Kultur sagt uns, wir sollen Stärke zeigen. Wir befinden uns inmitten einer Art „Revolution der Stärke“, die uns dazu ermutigen will, jede Art von Schwäche zu unterdrücken, immer weiterzumachen und nie aufzugeben. Aber unter der Oberfläche bleibt die hartnäckige Realität unserer Schwäche bestehen. Wie gehen wir damit um?

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich dich dazu ermutigen, durch den gesamten zweiten Brief von Paulus an die Korinther zu predigen. Dessen Hauptbotschaft würde ich so zusammenfassen: Gottes Macht wird in unserer Schwäche perfektioniert.

Drei Gründe, warum du aus 2. Korinther predigen solltest:

1. Das Evangelium ist die Gute Nachricht für die Schwachen

Wir Pastoren brauchen diese Wahrheit vielleicht mehr als alle anderen. Wir tun gut daran, auf Paulus zu schauen, da sich in seiner Schwachheit Gottes Macht offenbart. Paulus wurde beauftragt, mithilfe der Kraft Gottes zu dienen. Er steht somit in einem starken Kontrast zu den Lehrern aus Korinth, die in die Gemeinde gekommen waren und den Anschein erweckten, perfekt und unabhängig zu sein. Sie beschuldigten ihn als einen unbeständigen Lehrer (1,17), der zu wenige Empfehlungsschreiben vorweisen konnte (3,1–3), nicht dynamisch oder charismatisch genug predigte (3,12) und grundsätzlich ein ziemlicher Schwächling sei (10,10).

Paulus warnt davor, dass die Lehrer mit ihrer selbstgenügsamen und prahlerischen Art in Wahrheit dabei sind, einen anderen Jesus durch einen anderen Geist zu predigen, was letztendlich zu einem anderen Evangelium führt (11,4). Genau wie Satan hatten sie sich als Engel des Lichts verkleidet (3,13–15). Im Gegensatz dazu sagt Paulus Folgendes: „Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen, sondern aus Lauterkeit, von Gott aus reden wir vor dem Angesicht Gottes in Christus“ (2Kor 2,17).

Welch eine gute Erinnerung für uns Pastoren, dass wir das Wort nicht vermarkten müssen, sondern dass wir Evangelisten sind, die versuchen Jesus Christus als den Gekreuzigten und nicht unsere eigenen Fähigkeiten zu verkündigen und so unsere Treue zu beweisen (4,5). Und letztendlich wirkt Gott genau dadurch: Er entfernt den Schleier von den Augen des Ungläubigen (4,4); er bringt das Licht seiner Herrlichkeit in dunkle Herzen (4,6); er bringt eine neue Schöpfung hervor, in der das Alte vergangen und alles neu geworden ist (5,17). Nur Gott kann eine Botschaft des Todes in einen Geruch des Lebens verwandeln (2,15–16). Gott tut das Werk durch sein Wort, damit wir gemeinsam mit Paulus sagen können: „Wer sich aber rühmen will, der rühme sich des Herrn!“ Wie könnte man im Schatten dieser Guten Nachricht jetzt noch stolz sein?

Um unseretwillen machte er ihn zur Sünde, der keine Sünde kannte, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes werden.

Pastor, das ist die Gute Nachricht für die Schwachen.

2. Die Gemeinde ist ein Ort für die Schwachen

Wenn du durch den zweiten Korintherbrief predigst, wirst du deiner Gemeinde die Schönheit, Bedeutung und Kraft der örtlichen Gemeinde vor Augen führen können. Als die falschen Lehrer auf hochrangige religiöse Führer verwiesen, um Empfehlungsschreiben zu erhalten, wies Paulus auf die Gemeinde als Beweis seines Apostelamtes hin: „Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann“ (2. Kor. 3,2).

In der Gemeinde leuchtet Gottes herrliches Werk durch Christus hell und für alle sichtbar. Die Schwäche der Gefäße dient dazu, den Schatz im Inneren hervorzuheben: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns“ (2. Kor. 4,7).

In 2. Korinther 5 erläutert Paulus, wie Menschen, die durch das Evangelium verwandelt wurden, Gottes Plan in der Welt ausführen sollten. Die Furcht vor Gott und die Erkenntnis Gottes führen die Gläubigen dazu, andere von der Wahrheit zu überzeugen (5,11). Das Evangelium befreit die Menschen davon, für sich selbst zu leben, und macht sie frei, für Christus zu leben (5,15). Die Liebe Christi vereint uns (5,14). Die Versöhnung, die zwischen Mensch und Gott stattgefunden hat, geht für uns mit einem Dienst der Versöhnung einher, da Gott sein Anliegen der Versöhnung durch sein Volk bekanntmacht. Wir sind also seine Botschafter (5,20). Im ersten Brief an die Korinther hat Paulus die Vision, dass Gott durch die Ortsgemeinde verherrlicht wird, näher beschrieben: „[…] sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erzählt, um das Starke zuschanden zu machen.“

Gleichzeitig lehrt uns 2. Korinther, dass die Gemeinde Gottes Werkzeug ist, mit dem er sich verherrlicht.

3. Leid offenbart die Stärke der Schwachen

Zuletzt bereitet 2. Korinther die Gemeinde auf Leid vor.

Paulus beginnt damit, dass er uns auf Gott als den Tröster hinweist, „der uns tröstet in all unserer Bedrängnis“ (1,4). Paulus spricht aus Erfahrung (4,7–1211,21–29). Er weiß, dass Leid Gottes gnädigen Trost bewirkt. Er weiß auch, dass unser Leiden wie ein Sprungbrett für den Dienst an anderen wirken kann. Wir kommen Gott nicht nur näher, wenn wir bedrängt werden, sondern wir lernen aus 2. Korinther, dass das Leid selbst als Zweck Gottes in unserem Leben dient. Paulus sagt, dass das Leid, dem er in seinem eigenen Dienst begegnet ist, ihm dabei geholfen hat, sich nicht auf sich selbst, sondern auf Gott zu verlassen (1,9). Selbst inmitten unseres Leidens ist Gott am Werk und bereitet uns auf eine Ewigkeit mit ihm vor: „Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über allen Maßen gewichtige Herrlichkeit, da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig“ (2Kor 4,16–18).

Pastor, mögen unsere Gemeinden wie die Mazedonier in 2. Korinther 8 sein. Sie wurden von Bedrängnis und extremer Armut auf die Probe gestellt und reagierten mit einer Fülle von Freude, die in ein großzügiges finanzielles Geschenk für Bedürftige überging (8,17). Der Blick auf das Unsichtbare verringert weder das Leid direkt vor uns, noch sollten wir deshalb den Schmerz herunterspielen, den viele in unserer Gemeinde erleben. Wir müssen nicht so tun, als ob wir nicht leiden. Die Gemeinde ist ein Ort, an dem wir „als Betrübte, aber immer fröhlich“ (6,10) sein können, denn Gott ist souverän und gut und Leid offenbart und festigt nur die Quelle unserer Hoffnung und Stärke.

Schluss

Pastor, ich hoffe, du gibst dich der Predigt dieses wunderbaren Briefes hin. Ich habe dieses Buch in insgesamt 20 Predigten ausgelegt und Gott hat unsere Gemeinde dadurch verändert. Wir haben selbst gesehen, wie Gottes Kraft in und durch unsere Schwäche vollkommen wird. Dies ist Gottes Art, sich selbst zu verherrlichen, wie das Werk Jesu deutlich machte: „Denn wenn er auch aus Schwachheit gekreuzigt wurde, so lebt er doch aus der Kraft Gottes: so sind auch wir zwar schwach in ihm, doch werden wir mit ich leben aus der Kraft Gottes in euch“ (2Kor 13,4).


Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Evangelium21 übersetzt. Mehr evangeliumszentrierte Ressourcen gibt es auf evangelium21.net.

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