Mitgliedschaft & Gemeindezucht
Wann ist Gemeindezucht angebracht?
Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, von welcher Form der Gemeindezucht wir sprechen. Wir unterscheiden mit Jay Adams zwischen formeller und informeller Gemeindezucht. Informelle Gemeindezucht beinhaltet die Konfrontation mit der eigenen Sünde im vertraulichen Rahmen, während formelle Gemeindezucht ein offizielles Vorgehen auf Gemeindeebene beschreibt.
- Informelle Gemeindezucht: Jegliche Sünde, unabhängig davon, wie schwerwiegend sie ist, kann in einem Gespräch unter vier Augen zwischen zwei Brüdern oder Schwestern im Glauben angesprochen werden. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Geschwister für jede einzelne Sünde in ihrem Leben ermahnen sollten. Es bedeutet schlicht, dass jede Sünde, egal wie klein sie ist, in den Bereich fällt, den zwei Christen liebevoll und vertraulich miteinander ansprechen können, wenn es vernünftig erscheint.
- Formelle Gemeindezucht: Wir können die biblischen Vorgaben dazu wie folgt zusammenfassen: Formelle Gemeindezucht wird dann erforderlich, wenn es sich um eine äußerliche, schwerwiegende Sünde handelt, von der eine Person nicht bereit ist, umzukehren.
- Erstens muss die Sünde eine äußerlich sichtbare Erscheinungsform haben. Es muss etwas sein, das mit den Augen und Ohren wahrgenommen wird. Gemeinden sollten auf keinen Fall vorschnell vom Gemeindeausschluss reden, wenn sie Gier oder Stolz im Herzen einer Person vermuten. Das heißt nicht, dass Sünden des Herzens nicht schwerwiegend sind. Es bedeutet, dass Gott weiß, dass wir einander nicht ins Herz schauen können und dass echte Probleme im Herzen am Ende ohnehin ans Licht kommen (1Sam 16,7; Mt 7,17ff; Mk 7,21).
- Zweitens muss die Sünde schwerwiegend sein. Wenn eine Gemeinde jeder noch so kleinen Sünde ihrer Mitglieder nachgeht, wird das höchstwahrscheinlich eine Atmosphäre des Misstrauens schüren und die Gemeinde in die Gesetzlichkeit treiben. In der Gemeinde muss ganz klar Raum für Liebe sein, die „eine Menge von Sünden zudecken [wird]“ (1Petr 4,8). Nicht jeder Sünde sollte bis zum Letzten nachgegangen werden. Gott sei Dank, hat Gott das bei uns auch nicht getan.
- Drittens und letztens ist die formelle Gemeindezucht das angebrachte Vorgehen, wenn ein Gemeindemitglied an seiner Sünde festhält und nicht bereit ist, umzukehren. Die Person ist bereits in vertraulichem Rahmen wegen ihrer Sünde konfrontiert und an Gottes Gebote in der Schrift erinnert worden, weigert sich aber, von der Sünde loszulassen. Allem Anschein nach ist der Person die Sünde kostbarer als Jesus. Die einzige Ausnahme hierzu ist, wenn die Sünde so schwerwiegend ist, dass sie zwangsläufig die Echtheit des Glaubens einer Person an Christus in Frage stellt (s. bsw. 1Kor 5).
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Evangelium21 übersetzt. Mehr evangeliumszentrierte Ressourcen gibt es auf evangelium21.net.